6.000 Kilometer durch den Balkan, mein Reisebericht (mit vielen Bildern)
bearbeitet von Dionysos, Sonntag, 12.01.2025, 14:41
Hallo,
ich möchte Euch mitnehmen auf meine Reise durch den Balkan. In diesem Urlaub wollte ich so wohnen wie ein Bürger des Mittelstandes im jeweiligen Land und mietete in Serbien (SRB) zwei Eigentumswohnungen, in Nordmazedonien (NMK) ebenfalls zwei ETWs sowie im Norden und Osten von Griechenland (GR) zwei Häuser. Ihr werdet in diesem Faden meine Beobachtungen in Sachen Due Deligence einer potentiellen Auswanderung kennen lernen.
Es waren alles Ziele fernab von einem Massentourismus. Ein paar schöne Landschaftsaufnahmen sind auch dabei.
In Budapest wurde bereits mit einer langen Wartezeit bei der Einreise in die Ukraine gewarnt.
Die Ausreise nach Serbien dauerte 45 Minuten. Ungarn führte einen Abgleich mit der Zahlung der Autobahnmaut durch. Der Ausweis wurde eingescannt. Das fand auch bei der Ein- und Ausreise nach NMK, Albanien (AL) und GR statt. SRB, MDK und AL hätten ohne den Besitz der grünen Versicherungskarte die Einreise verweigert.
Serbien bildet auf dem Schild den Kosovo als serbisches Staatsgebiet ab.
Das erste Quartier befand sich direkt im Zentrum der zweitgrößten Stadt Serbiens, in Subotica. Die modernisierte Wohnung hatte eine neue Klima-Split-Anlage als Hauptheizung, WW 80-Liter und Badheizung elektrisch.
In SRB kostet eine Minute telefonieren mit meinem Handy 6,30 EUR. Deshalb klärte ich mit dem Vermieter alles im Vorfeld ab. „Kein Problem, die Wohnungstür ist offen, einfach den Schlüssel bei Abfahrt innen stecken lassen“. Vor Ort wusste ich dann warum. Das Grundstück, sowie die Straße davor, waren voller Kameras.
Die Altstadt besteht aus wunderbaren Häusern aus der Gründerzeit.
Ich hatte noch nie so viele Kameras an einem Ort gesehen. Die Innenstadt war voll mit hochauflösender Technik aus China. In Belgrad sah es genauso aus.
Sehr viele Klingeltafeln wurden mit einem Gitter vor Vandalismus versehen.
SRB hat ca. 60 Prozent einheimische Produkte, die 10 Prozent günstiger sind als bei uns. NMK ist noch etwas preiswerter, in AL gibt es keine Supermärkte, in GR ist es etwas teurer als hier, aber oftmals mit besserer Qualität.
12 Monate zuvor war ich die gleiche Strecke gefahren. Da wurde das Fahrzeug noch von einem Tankwart betankt und die Scheiben gereinigt. Die Toiletten waren überall sauber. Benzin Super 95 stieg inzwischen von 1,52 EUR/l um 20 ct, größtenteils aus Steuergründen, jetzt herrscht Selbstbedienung. Das Personal wurde offenbar entlassen. Die Toiletten waren meistens schmutziger, oder man zahlte neuerdings eine Gebühr. Getankt hatte ich ausnahmsweise mit Karte. Gazprom und Lukoil auf dem Kontoauszug, das hat etwas.
Gazprom Werbung in Belgrad. Sajedno! Zusammenhalt! Im Hintergrund die übergroße Midea-Werbung.
In Belgrad mieteten wir eine Maisonette Wohnung aus den 90ern. Wz Zentralheizung, Bad WW und Hzg. elektrisch, DG Klima-Split. Die Wohnungstür aus Stahl mit 5-fach Verriegelung. Auch hier mehrere Kameras im Objekt. Der Aufzug ist aus serbischer Produktion. Die Bewohner waren überaus freundlich.
Die zweitgrößte orthodoxe Kirche auf dem Balkan, die Kathedrale des Heiligen Sava, das Nationalheiligtum Serbiens. Die sterblichen Reliquien des erste Erzbischofs Serbiens Sava wurden an dieser Stelle 1595 von den Osmanen zur Demütigung der Serben öffentlich verbrannt.
Die Kosten für die Gestaltung der Kuppel hatten von 2004-2018 Gazprom und die russische Regierung übernommen.
ca. 20 Prozent der Besucher küssten die Scheiben vor den Heiligenbildern.
Eine typische Fassade aus der Tito-Ära
Nordmazedonien: Hier entsteht von der mazedonischen Hauptstadt Skopje im Norden bis zur albanischen Grenze im Süden eine neue Autobahn. Bauherr ist China.
Jedes Dorf entlang der kosovarischen Grenze trägt diesen Charakter.
Mit der Nähe zu Griechenland ändert sich die Glaubensrichtung.
Rastplatz an einer Fernverkehrsstraße
Das Foto entstand an einer Wohnanlage aus den 80ern in Ohrid. Die Wohnung hat uns ein junger Mann überlassen. Es waren noch viele persönliche Dinge vorhanden. Er hat derweil bei seinen Eltern gelebt. Die ETW war gut renoviert, alle Medien auf Elektrobasis. Das Drumherum war für unsere Verhältnisse schon heftig. Ein Arzt auf dem Land z.B. verdient in Mazedonien 650 EUR netto im Monat.
Diese Platane ist über 1.100 Jahre alt. Wer sie berührt, soll sehr alt werden. Schau `mer mal.
Der Basar von Ohrid.
Diese Kirche wurde mit EU-Geldern aufgebaut.
Eine Frau besserte ihre Rente mit geschichtsträchtigem Wissen für Touristen etwas auf. Wir haben von ihr sehr viel über Land und Leute erfahren. „Das EU-Geld hat nur für den Bau Kirche gereicht. Die Hälfte ist in dunklen Kanälen verschwunden. Ich bin in den 80ern vor den Kommunisten in Albanien hier her geflohen. Dahin will ich nie mehr zurück. Dort ist die Korruption noch größer.“
Die Altstadt von Ohrid und der Ohridsee sind Welterbe.
Auf dem Weg nach Albanien
Die orthodoxen Klöster am Ohridsee sind im Innern teilweise seit 1.000 Jahren unverändert. Blitzlicht ist nicht gestattet. Die Dashcam leistet da gute Dienste.
Albanien – 2,7 Mill. Einwohner und 745.00 Bunker.
Der betuchte Mittelstand hat viel Platz zum Bauen.
Auch das gibt es. Eine protzige Villa im grünen Nichts.
Ein typisches Bild. Entweder Eselkarren, Pferd oder Mercedes. In Albanien laufen alle Mercedes der Bj. 70-90, die Merkels Abwrackprämie zum Opfer fielen. Ich schätze den Marktanteil im Norden Albaniens auf 30 Prozent.
Auf knapp 200 km Länge gab es zwei Verkehrskontrollen (ich war nicht betroffen) und drei Mal stand die Polizei wie hier an Straßenrand.
Wir sind an zwei Hotels vorbeigefahren. An beiden wurden diese drei Flaggen gehisst.
Entlang der albanischen Alpen.
Linienbusse gibt es keine. Oft warten Leute auf eine Mitfahrgelegenheit in einem Lieferwagen.
Albanien ist noch dünner besiedelt als Mazedonien und Griechenland. In den kleinen abgeschiedenen Bergdörfern stehen 20-30 Prozent der Häuser leer.
Ein ausgetrocknetes Flussbett und das während der Schneeschmelze.
Diese Straße hat den Charakter einer Fernstraße und wurde 2023 erneuert. Die nächste Straße dieser Kategorie befindet sich hinter dem nächsten Gebirgszug.
So sieht die Straße im unsanierten Zustand aus. Für den Transit durch Albanien hatte ich eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 27 km. Auf diesem 20 km Streckenabschnitt lag sie bei 5-10 km/h.
Diese Berge sind das nächste Ziel - Griechenland.
Der albanische Grenzübergang mitten im Nichts. Der Beamte holte noch seinen Kollegen hinzu. Sie interessierten sich nur für die knapp 2T Liter Ladevolumen des Kombis. Wahrscheinlich war es ihr Traumauto.
Die griechischen Zöllner waren noch besser. Ihr Schlagwort war auf Deutsch: laaangsam! laaangsam! Nach 10 Minuten Privatgespräch musste ich zum Aufbruch drängen, sonst hätte wir vielleicht noch einen Kaffee mitgetrunken.
Nächstes Ziel war ein Haus in einem Bergdorf mit 150 Einwohnern. Ein Kamin und eine simple Steuerung der Ölheizung, ein Regler mit einstellbarer Abschaltung nach 1-8 Stunden, der Vorlauf konstant auf 60 Grad eingestellt, vor dem Speicher ein Ventil zur manuellen Umstellung auf WW. So einfach kann heizen sein. Vermieter war ein Rentnerehepaar. Super herzlich. „Waaas, sie sind über Albanien gefahren?"
Ein Datsun 720, Bj. Anfang der 80er, 2025 verschmilzt nun der Nachfolger Nissan mit Honda und Mitsubishi
Die Chronik auf dem Dorfplatz. Der Gottesdienst schallte über Lautsprecher ins Dorf. Das erlebten wir auch in anderen Gemeinden.
Eine öffentliche Toilette. Dieser Art fand ich auch in einer Dorfgaststätte in Mazedonien. In allen Unterkünften in GR und NMK durfte kein Papier in das WC geworfen werden. Dafür stand ein extra Behälter neben dem WC.
Niedrigwasser Anfang Mai
Nationalpark Vikos
Die Schlucht ist 1.000 Meter tief.
Bei einer alten Frau kauften wir für 40 Euro Gebirgskräuter und Honig. Diese Frau war extrem herzlich. Wir wurden ins Wohnhaus eingeladen. Sie schenkte uns eine handgestickte Tagesdecke ihrer verstorbenen Mutter. Was für eine Geste! Immerhin hatte sie als Kind die deutsche Besatzung erlebt.
Diese Kontrolle betraf nur ausländische Fahrzeuge und Mietwagen. Es wurden die Daten aus dem Personalausweis notiert. Als Erklärung kann ich mir nur einen Abgleich mit dem Finanzamt vorstellen. (Die Vermieter hatten unsere Adresse und Ausweisnummer für die Abgabe der Steuererklärung abgefragt.) Mietwagenverleiher, welche die Quittung vernichten, hat man mit dieser Kontrolle sofort am Hacken.
Die Brücke von Konitsa (Welterbe)
Freilaufende Kühe auf dem Weg zum Meer.
Parga
Ein Mittagessen (Souvlaki) mit Getränk kostet am Meer 10-13 Euro, im Landesinnern 9 Euro.
Nächste Station war ein Haus aus den 90ern zwischen Parga und Lefkada. 2.000 m² eingezäuntes Grundstück voller Olivenbäume, Alarmanlage, Kamin, Öltank im Freien, Solarthermie mit Speicher, manuell zuschaltbarer Elt-Heizstab. Der Vermieter hatte ein kleines Fuhrunternehmen, betrieb noch eine kleine Farm mit Vieh und Gemüse. Er versorgte noch seine demenzkranke Mutter. Es war ihre Immobilie. „Hier wohnen nur noch Ältere. Die Jungen leben in Athen oder arbeiten bei euch. Wer hier überleben will, benötigt zwei Jobs.“ Der Vermieter war stolz auf die Aktion der Bauern in Berlin.
Kiwi-Knospen
Dieses Buswartehäuschen steht sinnbildlich für Griechenland. Nach der Krise wurde in der Provinz der öffentliche Nahverkehr eingestellt. „Wer kein eigenes Fahrzeug hat, benötigt Freunde, Bekannte oder ein Taxi.“ Entfernungen von 20-30 km zum nächsten Supermarkt sind normal.
Die Stadt Igoumenitsa gegenüber der Insel Korfu
Die italienische Familie Grimaldi investiert strategisch in neue Hafenkais.
Insel Lefkada
Mal zum Preppen nach GR fahren. Orangenblüten- und Thymianhonig haben schon eine besondere Note. Da wir besonders viel kauften, wurden wir auch immer nach unserer Herkunft gefragt. Man genießt als Deutscher immer noch einen gewissen Stellenwert. Die Anzahl deutscher Touristen steht nach meiner Beobachtung an 3. Stelle vor Rumänen und Bulgaren mit ihren oftmals neuen SUVs. Österreicher und Niederländer waren noch geringer vorhanden.
Das Mieten eines Motorbootes für einen halben Tag kostet 60 Euro inkl. Treibstoff.
In die landwirtschaftlich geprägte Region um die Stadt Arta verirrt sich kaum ein Tourist.
Hier kann man Flamingos und Pelikane beobachten, leider nicht im Mai.
Die Autobahnen sind in einer top Qualität, teuer in der Maut und deshalb wenig befahren. Kraftstoff ist 10 Cent teurer als in D.
Die Hochebene im Norden Griechenlands ist das größte landwirtschaftlich genutzte Gebiet. Auch hier gab künstliche Bewässerung.
Bitola, die zweitgrößte Stadt Nordmazedoniens
Die mazedonische- neben der US-Flagge auf einer Passhöhe genau in der Mitte des Landes.
10 Kilometer weiter entstand dieses Foto. China baut eine Autobahn von der Hauptstadt Skopje bis an die griechische Grenze (Richtung Hafen Igoumenitsa). Es wird die zweitwichtigste strategische Verbindung neben der Linie Piräus-Budapest.
Als ich 2023 das letzte Mal die Autobahn von Skopje Richtung Thessaloniki fuhr, waren zwei Schilder der EU-finanzierten Strecke mit Farbe besprüht. Inzwischen sind es alle.
Die nächste Station war in einer teureren Gegend in der Hauptstadt Skopje. Die Häuser waren mit Ölheizungen ausgestattet.
Auch in der Hauptstadt gab es auch den Hinweis für die separate Entsorgung des WC-Papiers.
Bemerkenswert. Neubauten werden auch ohne EU-Verordnung mit 10 cm Dämmung versehen.
Die Anzeige erfolgt nicht mit der britischen Fahne.
Ein 8 cm großer Nachtfalter.
Im Gegensatz zum orthodoxen Süden, waren die Häuser im moslemischen Norden meistens von hohen Steinmauern umgeben.
Für zwei halbe Hähnchen, Beilage, Brot, Pommes und Getränke verlangte der Wirt 13 Euro.
Die Autobahnen in NMK und SRB sind wenig befahren.
Serbien - Belgrad: Kad se Voyska na Kosovo Vrati … Wenn die Armee in den Kosovo zurückkehrt …
Belgrad: Die neue Seidenstraße
Ungarn: Einreise in die EU. Es wird jedes Auto stichprobenartig kontrolliert. Am Provinz-Übergang Tompa dauerte es „nur“ 1,5 Stunden.
Die Dörfer ähneln sich in Ungarn alle. Der Süden ist aber noch gepflegter.
Wenn ich die Reise einmal zusammenfasse, dann rechne ich schon eines Tages mit einer Besetzung Serbiens durch die Nato. Der Konfliktherd wird aufrechterhalten. Die überdimensionale US-Fahne auf dem Berg in Mazedonien ist schon symbolträchtig und China untergräbt mit seiner auf Jahrzehnte ausgelegten Infrastruktur diesen Berg. Das Chaos wird nur inszeniert. In den Hinterzimmern kennt man sich. Auch die verstärkte Präsenz der Nato auf dem Balkan, hängt sicher mit einem zukünftigen Konflikt zwischen Griechenland und der Türkei um die Erdgasreserven in der Ägäis zusammen.
Man hat auf der Reise jedenfalls einige Leute kennen gelernt und Kontaktmöglichkeiten gefunden. Es gäbe schon einen Ort, für den ich in Deutschland alles aufgeben könnte: Der Norden der Halbinsel Peloponnese, wo wir 2023 hingefahren sind. Aber dort hat sich bereits die Stasi eingenistet.
„Und da waren sie wieder meine drei Probleme.“ (Otto-Der Film)
Gruß
Dionysos
--
Armut schafft Demut, Demut schafft Fleiß, Fleiß schafft Reichtum,
Reichtum schafft Übermut, Übermut schafft Krieg, Krieg schafft Armut.