Die Börse erlebte 1923 ff. dieselbe klassische disinflationäre … | Mir geht's ganz genauso. Ich habe …

Ostfriese, Montag, 20.01.2025, 12:21 (vor 21 Tagen) @ Plancius5038 Views

Hallo Plancius

Im Vergleich zum dann ausgelösten Finanzkollaps wäre die Depression 1929/32 ein laues Lüftchen.

Wie ist es eigentlich zur großen Depression 1929/32 gekommen?

Die kriegerischen Auseinandersetzungen aller kriegsführenden Nationen im WKI wären schon nach wenigen Wochen beendet gewesen, wenn die Staaten beim Goldstandard geblieben wären, weil eben kein Geld mehr zur Finanzierung aufzutreiben gewesen wäre.

Die nationalen Egoismen der Kriegsparteien waren der Abweichung von den Regeln - Ausweitung der Geldemission entsprechend den Goldzuflüssen - des GS geschuldet. Der funktioniert und operiert völlig unabhängig, ob Monarchie oder Demokratie. Im GS ist niemand für jemanden verantwortlich.

Auch in den USA gab es keinen GS mehr, da die Amerikaner nach WKI zu einer Politik übergegangen waren, statt, wie es der GS gefordert, das zugeflossene Gold voll zur Basis neuer Kredite und damit neuer Nachfrage zu verwenden. Die Zuflüsse hätte das US-Preisniveau in die Höhe getrieben und die US-Handelsbilanz ins Minus gedreht, wonach Gold wieder automatisch abgeflossen wäre.

Es gleicht sich eben alles wieder aus, falls ein Land den Preisen runtergeht (Goldautomatismus), gehen sie beim anderen Land wieder rauf. Es fehlte der Zwang, das reinströmende Gold auch geld- bzw. kaufkraftwirksam werden zu lassen.

Die Politik der Fed war disinflationär und führte zur Aktienhausse der 1920er Jahre, die in Crash & Baisse 1929/32 und der Großen Depression endete.

… Hausse, die wir jetzt wieder erlebt haben. Auch die Börse kann nichts dafür, wenn der Staat erst Inflation macht (Kriegsfinanzierung) und dann Disinflation sich einstellt und ergo die Zinsen massiv sinken und ergo die Aktien massiv haussieren.

Zur gegenwärtigen Situation, die wir jetzt wieder erneut erleben, dottore vor vielen Jahren in

https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=45721 Re: Gaaanz ruhig bleiben, noch ist nicht alles verloren! verfasst von dottore, 01.03.2001, 16:23

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Hi Feuerblitz,

es tut mir wirklich leid. Aber ich bin sozusagen nur der Arzt, der eine Diagnose stellt.

Diese besteht aus diesen Teilen:

1. Was ist das überhaupt für ein Wirtschaft, in der wir uns rumtreiben? Die Antwort kennst Du. Fängt mit D. an.

2. Funktioniert diese Wirtschaft? Antwort: Grundsätzlich ja, und auf längere Zeit, wenn auch mit kleineren oder größeren Schwankungen. Wenn wir allerdings den Staat als nicht leistenden Schuldner zulassen, kommt's über kurz oder lang zu Problemen. In dieser Reihenfolge:

- Inflation (erstes großes Schuldenmachen des Staates; 1970er Jahre).
- Disinflation (wenn die Preissteigerungsraten abnehmen, ab 1980er).
- Finanztitelhausse (weil niedrigere Preissteigerungsraten zu niedrigeren Zinssätzen, ergo starkem Anstieg erst der Festverzinslichen, anschließend aller Titel führen m ü s s e n - ab 1982)
- Börsenexzess (die Aufwärtsbewegung wird irrational, lässt sich aber nicht stoppen, jeder, der gegen sie redet, gilt als Vollidiot - ab 1996/7).
- Top (erst der exzessivsten Marktsegmente, siehe NM, dann der großen breiten normalen Märkte - vermutlich 2000)
- Abstieg (mit oder ohne sog. Crash; der verstärkt sich durch Kreditdruck, durch Shorts der Wissenden, Rezessionswarnungen, schließlich immer weiter sich verbreitender Pessimismus - jetzt, 2001, wohl nicht mehr aufzuhalten)

Bis dahin auch sonst in der Geschichte immer wieder beobachtet.

Jetzt neu:

- Blinde System- und Fortschrittsgläubigkeit (Diesmal ist es anders; Notenbanken und Regierungen haben alles im Griff)
- Negativer wealth effect (Geld, das an der Börse so mühelos verdient wurde, fehlt plötzlich = weniger Nachfrage, Kaufkraft usw.)
- Deutlichwerden einer viel größeren Überschuldung als angenommen (ach, der steckt auch in Schwierigkeiten...)
- Schwindendes Vertrauen in die Allmacht der Herrschenden (Notenbanken, siehe Greenspan, Regierungen siehe Japan)
- Zunehmender Deflationsdruck, weil Zwangsverkäufe einsetzen (um liquide zu bleiben, wieder Japan).
- Schwindendes Konsumentenvertrauen auf breiter Front (siehe USA).
- Fehlen neuer Perspektiven, die eben noch da waren (New economy).
- Langsames Einsetzen der Einwärtsspirale (gab's früher auch, siehe 1930 ff., aber dieses Mal erheblich drastischer: Umsätze, Kurse, Preise, Werte - auf einmal fällt alles).
- Übergang zur deflationären Depression, die erst beendet sein kann, nachdem die faulen Kredite (siehe heute Japan-Posting), die es ja sind, die drücken, sämtlich ausgebucht sind und zwar auf beiden Seiten, als Schulden und als Guthaben, sonst wird daraus nur ein Umbuchen auf einen anderen Schuldner, z.B. Staat. Und nichts wäre gewonnen.

3. Was könnte helfen? Da gibt's eine Reihe von Möglichkeiten (außer dem Ausbuchen, bis Blut kommt): Künstliche Inflationierung (z.B. auch durch Freigeld, Negativzins, direkten Notendrucken durch Staatsgeheiß, Mefo-Wechsel usw.), endet aber schlussendlich in der Hyperinflation, weil immer neu nachgeladen werden muss. Neuer Goldstandard (= auch Hyperinflation, aber nur einmal und das über Nacht, der Staat entschuldet sich durch Hergabe einiger Goldbarren zum neuen Kurs). Gläubigerverzicht (durchgebucht bis zum letzten Sparer). Streichung der Zinsen auf die Staatsverschuldung (u.a. der Enteignungsvorschlag von mir). Kurzum, die wie ein Mahlstrom wirkenden Schulden/Guthaben (absolut unerfüllbar) müssen durch einen Kunstgriff beseitigt werden.

4. Falls das nicht gelingt: Es geht immer weiter abwärts.

daß ich mir keinen strick kaufen muß?

Also: NEIN!

sprich:
- wir nicht alle in den nächsten jahren (gar monaten?) auf dem kartoffelacker unsere grundbedürfnisse befriedigen müssen?

Die decken wir schon noch so, ziemlich lange. Denn nicht vergessen: Nie gibt's so viel Geld (das bloß nicht Kaufkraft wird) wie in der Deflation. Denn es wurde ja noch nicht ausgebucht (= Sparguthaben weg). Siehe Japan, die reichsten Sparer überhaupt!

- ich nicht gleich morgen (am besten gestern?) all meine ersparnisse (sehr überschaubar) nicht "vergolden" oder "versilbern" muß,

Damit Warten (meine Meinung), andere gehen schon voll rein. Wer richtig liegt, weiß ich logo nicht. Es gibt für beides beste Argumente. Die EWs sagen: Gold taucht noch Mal ab, bevor es dann...

- der aktuelle wirtschaftszyklus, (v.a. in den u.s.a.), nicht - in letztendlicher konsequenz - zur globalen depression führt?

Das ist s e h r wahrscheinlich, siehe die vielen Links und Postings zu Kondratieff usw.

ich vermisse die vielfalt der möglichkeiten in deinen aus- bzw. vorher-sagen. (wohl wissend, daß ich nicht einmal im ansatz über deinen wissensschatz verfüge bzw. auch in zukunft verfügen würde und einräumen muß mich "nur" an deinen beiträgen hier im board zu orientieren)

Das macht mich verlegen und darüber bin ich gar nicht froh. Denn ich kann mich komplett getäuscht haben oder täuschen. Aber so wie's aktuell ausschaut, stimmt's vermutlich eher.

ist dein pessimismus (bzgl. der weiterern wirtschaftlichen entwicklung) so ausgeprägt, daß daneben kein anderes szenario platz findet bzw. finden könnte?

Nur die oben Beschriebenen. Vielleicht sonst noch ein paar Tricks, müssen aber alle in dieselbe Richtung gehen: Die Überschuldung (Insolvenz) der gesamten Weltwirtschaft muss weg.

(ich hatte in einem deiner beiträge (war ein kurzer kommentar) gelesen, du wärst dir unsicher ob es nicht doch einen v-verlauf mit der u.s.-amerikanischen konjunktur geben könne.)

Richtig. Das kann durchaus so kommen. Und es wäre uns allen nur zu wünschen, logo. Nur damit ist das Problem nicht vom Tisch, es gibt halt dann nur noch eine weitere Runde - aber irgendwann m u s s ausgebucht werden.

wenn ich mich gedanklich und emotional auf deine prognosen einlasse, so läuft es mir kalt den rücken herunter und macht mir angst.

… hier ganz offen dieses eingestanden.

daß wir nämlich keine anarchie im sinne ihrer utopischen vorstellung, auch nicht in ihrer pragmatischerischen form von bäuerlichen gemeinschaften bekommen werden scheint klar.
aber was kommt anstatt?
kriege, unruhen, hungersnöte, chaos?

Kriege? Höchstens lokal. Unruhen: Ja, aber die völlig desinformierte Bevölkerung weiß ja nicht wogegen! Das war 1789 ganz einfach: Ran an den König und Kopf ab. Aber heute? Hungersnöte: Hier nicht. Chaos? Sagen wir besser: kompletter Orientierungsverlust.

Herzlichen Gruß

d.

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Gruß - Ostfriese


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