Akteure mit Format
Hallo Olivia,
herzlichen Dank für Deinen Hinweis auf dieses unterhaltsame und lehrreiche Interview!
Den Kanal „{ungeskriptet} by Ben“ verfolge ich schon einige Zeit, und bin stets verzückt von der Ausführlichkeit und Tiefe, die diese Art von Format bietet – vollkommen im Kontrast zur heutigen Medienlandschaft; abgesehen von der bezaubernden Jasmin Kosubek, die jüngst auch dort zu Gast war.
Es werden selbst die heißesten Eisen oder auch obskuresten Themen angefaßt; und das Gegenüber ist stets ebenbürtiger (freilich je nach eigenem Vermögen) Teil eines ergebnisoffenen, ausführlichen Gespräches.
Nachteilig bei diesem Youtube-Kanal ist allerdings, daß man sich als berufstätiger Mensch, dessen Früchte frugalistischer Intentionen noch nicht allzu weit gediehen sind, grundsätzlich einen Tag Urlaub pro Interview nehmen muß, weil die Videos im Durchschnitt gut drei bis dreieinhalb Stunden dauern.
Daß Krah fast fünf Stunden Zeit hatte, seine Gedanken offenzulegen, ist natürlich auch dem Umstand geschuldet, daß er der bisher vermutlich hochkarätigste Gesprächspartner war, und mit diesem Kanal bzw. Medienformat vermutlich auch eine zukünftige Karriere beabsichtigt ist.
Ich habe zwei junge Schwergewichte aus ihrem jeweiligen Metier gesehen, denen in Zukunft zwangsläufig eine bedeutungsvolle Rolle zufallen wird, weil sie mit Mut, Authentizität und Können ihre konventionelle, in Stricken hängende Konkurrenz, qualitativ deutlich überbieten.
Hoffen wir, daß sie sich nicht, wie so viele, von der Bequemlichkeit korrumpieren lassen.
Gleich zu Beginn wird auf das Dilemma der „Parteisoldaten“ eingegangen – Taugenichtse, die ihre ganze Karriere ihrer Partei zu verdanken haben, außerhalb derer sie quasi nicht existieren.
Auch ich sehe sozial und intellektuell minderbemittelte aber finanziell emporgehobene Apparatschiks als ein Grundübel dieses Staates an – aus eigener Erfahrung.
Verantwortungslosigkeit, Empathielosigkeit, Rückgratlosigkeit und ja – auch ein Mangel an Liebe – das sind die Namen der Reiter der Bundesrepublikanischen Apokalypse.
Die Zeiten der windstillen Ecken und des prosperierenden Konformismus sind vorbei, es braucht nun Damen und Herren von Format und Anstand um die gegenwärtigen Krisen zu meistern.
Zuletzt tat man ja wirklich alles medienmögliche um jene Gattung Mensch mit Stumpf und Stiel zu verunmöglichen.
Die einen haben Stil, die anderen haben den Stiel – was sticht?
Nach meinem Dafürhalten hat Krah, der sein Haupthaar nun übrigens kürzer trägt (@ Olivia), die These der beständigen Negativauslese in Politik und Wirtschaft sehr gut auf den Punkt gebracht.
Diese Rattenkönige zu entwirren, ist wohl von Zeit zu Zeit eine Lebensnotwendigkeit menschlicher Kulturen.
Liebe grüße an alle mich inspirierenden Tastenklopper und Denker!
Fenrizwolf
(ungeimpft/geschoren)