Spielerisch lernen oder harte Arbeit - beides ist nötig!
Hallo Ankawor,
Mit nicht mehr Italienisch als Danke, Bitte, Guten Tag kam ich nach Italien und musste feststellen, dass ich aufgrund eines Missverständnisses einen Job angenommen hatte, wo die Kunden nicht wie ich dachte Deutsche waren, sondern ausschließlich Italiener und ich auf der kundenzugewandten Seite arbeiten musste. Das ging dann ziemlich schnell mit dem Lernen dieser vollkommen logischen Sprache.
Ja, so kann's gehen, sprachliches Waterboarding, Du wurdest zwangseingetaucht!
Mit Schulenglisch kam ich nach Australien und musste feststellen, dass ich praktisch gar nichts verstand im Alltag. Das Erlernen der unlogischen Primitivsprache Englisch dauerte wesentlich länger.
Es geht also, wenn man ins kalte Wasser geworfen wird.
Auf wundersame Weise enthielt der elterliche Fernseher einen Decoder für das BFBS-Fernsehprogramm. Das war nämlich verschlüsselt. Die Engländer hatten ja damals die Enigma dechiffriert, aber mein Decoder hat halt die Engländer dechiffriert!
Damit war ich in der Lage, die von mir geschätzten Exponate der amerikanische Kultur in Form von "Airwulf", "A-Team" und "Knight Rider" im Original zu konsumieren.
Der ärmliche elterliche Haushalt verfügte nämlich nicht über Kabelanschluss, wo diese Sendungen auf den Privatsendern wohl schon in deutscher Sprache zu sehen waren.
Allerdings habe ich damals nicht so viel verstanden. Besser wurde ich später dank englischsprachiger Videos auf Youtube und Fachbuchlektüre von in den Schmuddelecken des Internets aufgelesenen Büchern.
Ich finde es allerdings einfacher, französische gelesene unbekannte Wörter richtig auszusprechen als englische Worte.
Im Auto habe ich gerne BFBS-Radio gehört, weil deren Musik sich von der WDR-Einheitskost abhob. Den redaktionellen Teil habe ich unbewusst mitgenommen.
Aber zu dem Lernen auf die normale Art:Vor einem Jahr begann ich Portugiesisch zu lernen. Zuerst mit einer lustigen Website, wo der Spaß im Vordergrund stand, aber so richtig gefesselt hat mich das nicht. Ich habe dann selbst überlegt und es dann so gemacht. 1. Grundwortschatz von 500 Wörter erwerben. Das geht z. B. über Karteikärtchen, am schnellsten, wenn man es nicht nur liest, sondern jedes Mal mit der Hand schreibt. Ich habe dafür Kreuzworträtsel genutzt, wo man gezwungen ist, die Wörter immer wieder zu schreiben. Das ist alles nicht Spaß, sondern Arbeit.
Im Englischen habe ich mir für das Vokabular der Schulbücher Vokabeltests auf Din A4 gemacht und meine Fehlerquote ermittelt.
2. Danach habe ich alles umgestellt. Handy auf Portugiesisch, PC auf Portugiesisch, Nachrichten oder sowas nur Portugiesisch. Wenn ich eine deutsche Seite wie das DGF aufrufe, fragt der Browser, ob er das auf P. übersetzen soll. Ja, soll er. Beim Lesen verstehe ich inzwischen 80 %, beim Hören 30 %.
Kann ich komplett nachvollziehen! Im Frankreich-Austausch war ich der schlechteste in der deutschen Truppe. Habe immer nur Radio gehört, französische Tagesschau mit Puppentheather (Politiker-Verlade) geguckt und französische Tageszeitungen gelesen und die Deutschen gemieden und die Franzosen gesucht. Mit ungeheurer Anstrengung konnte ich ein tolles Praktikum an Land ziehen. Habe hinterher auf Französisch gedacht, das ist aber mit der Rückkehr nach Deutschland verloren gegangen.
Die Website youglish.com ist sehr gut, wenn man schon etwas fortgeschritten ist.
Der baskische Youtuber https://www.youtube.com/@NaturalLanguageLearning
hat eine Menge Videos zu verschiedenen Sprachen online. Sein Motto ist nach der Art: Entweder du willst Spaß haben, oder du willst es lernen.Eine seiner Methoden: Jeden Tag 100 Sätze anhören und handschriftlich schreiben. Das sind in 3 Monaten 10.000 Sätze, was ordentlich was bringen würde.
Ich lese eine südfranzösische Kleinanzeigenzeitung die über die Zeit viel redaktionellen Inhalt eingebaut hat. Das macht Spaß, ist spannend und holt Teile meines Wortschatzes aus dem Passivbereich in den Aktivbereich. Grammatik vergesse ich gerne wieder, aber die beiden dünnen Grammatikbände zu "Cours Intensif" enthalten alles Nötige.
Alles harter Tobak. Aber alles andere ist Spielerei.
Ja, ohne Arbeit geht es eben nicht. Es gibt einige kritische Artikel zum Thema "Sprachenlernen mit Apps".
Viele hören auf. Für die gilt: Wer nicht lernt, lernt es nicht.
Ich hasse das französische Tastaturlayout, das bringt mich zur Verzweifelung.
Gruß
paranoia
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Ich sage "Ja!" zu Alkohol und Hunden.