Sprachen lernen - aber wie?
Hallo FredMeyer,
anbei ein paar Ideen von mir zum Thema.
Zum Sprachenlernen gehören zwei Dinge:
1. Lernen wollen!
2. Die Art der Umsetzung
zu 1.
Während meine Nachbarn, die "Syrer der ersten Generation" nach absolviertem Sprachkurs sich auf die faule Haut legten und sich eine syrische Soap nach der anderen auf ihrem Schlautelefon anschauten, hatte - nennen wir in Fahid - mehr Lust aufs Deutsche!
Fahid war unter ungeklärten Umständen auf den Loriot-Sketch mit Herrn Müller-Lüdenscheid und Herrn Dr. Klöbner und dem Streit um die Ente im Badewasser gestoßen. Er hat den Text als Hörvorlage benutzt und auf Papier heruntergeschrieben!
Der gemeine Hannoveraner (nicht ich) spricht das beste Deutsch, ist aber sehr verschlossen und bei Immis besonders vorsichtig.
Ergebnis: Mangels Übung - und das ist nicht seine Schuld - ist Fahid im mündlichen Ausdruck nicht sehr gut. Er versteht aber mündlich fast alles und kann Behördenbriefe lesen und verstehen!
Ein späterer syrischer Hausbewohner hat sich durch alle Sprachkurse gekämpft, seine Lehre als Bürokaufmann abgeschlossen, geht jetzt einer sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit nach, hat sich ein Auto gekauft und wohnt in einem besseren Hannoveraner Wohnviertel (als ich) :).
Das sind aber Ausnahmen. Diese Beispiele dokumentieren den unterschiedlichen Grad des Wollens.
zu 2.
Kollegin Irene aus der Französisch-Mittagessenrunde wollte ihre Französisch-Kenntnisse vertiefen. Privat macht sie gerne Yoga. Ich empfahl ihr, doch einfach mal auf Youtube nach Yoga-Videos zu gucken. Warum sollte man stumpf ziellos lernen, wenn es doch spannende Themen in der Zielsprache gibt?
Es gibt keinen Königsweg. Einer der Syrer hatte ein Heft handschriftlich voll mit Buchtexten geschrieben - er brauchte das.
Wieder andere lernen visuell.
Ich habe mir aus der analogen alten Welt damals ein Fossil gerettet: Das Äquivalent zum Quelle- oder Otto-Katalog auf Französisch. Man guckt einfach rein, staunt, und sucht anhand der Nummer den Namen des Artikels!
Persönlich bräuchte ich für eine neue Sprache ein Wörterbuch, eine Grammatik, wenn existent, ein Bildwörterbuch und das Äquivalent zu den hervorragenden Langenscheidt-Produkten Grundwörterbuch Englisch/Französisch und den anderen Langenscheidt-Büchern Englisch diskutieren/Französisch diskutieren.
Lernen möchte ich nicht am Kastriercomputer sonder am Desktop-Computer mit einem Programm, das sich physisch bei mir befindet und keiner Webanwendung.
Ob Apps hilfreich sind, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Mir fehlt dazu die Erfahrung.
Eigene Erfahrungen, Beispiel Französisch:
Hören bis der Arzt kommt!
Zu Beginn meines Studiums lernte ich Technik-Nerd Torsten kennen. Der hatte eine Satellitenschüssel und konnte deswegen die ganzen Pariser Radiostationen empfangen. Anders als in Deutschland sind die Stationen spartenorientiert. Heutzutage braucht man kine Schüssel mehr, die Stationen "streamen" in das Internet, vermutlich auch in allen anderen Ländern.
Radiostationen für alle Französischliebhaber:
Einsteiger: France Info (Nachrichten, langsam und deutlich)
Börsenfreunde: BFM Radio (Banque, Finance, Marché)
Schwul-/lesbische Orientierung: FG Radio "frequence gaie" (schwule Frequenz, Technosender mit Veranstaltungstips)
Vulgärfranzösisch: Fun Radio, Jugendsender, hohe Sprachgeschwindigkeit, nicht anfängertauglich
Rire et chansons: Witze und Lieder (bei den Witzen komme ich auch heute nicht mit!)
Es gibt über 50 Spartenstationen, da ist für jeden etwas dabei.
Wer mit Radioströmen richtig gut arbeiten will, dem empfehle ich das Programm "streamwriter" unter Windows zum Aufzeichnen von Radioströmen.
Fazit:
Es gibt unterschiedliche Lernformen und jeder Lernwillige muss erkunden, welche Lernform bei ihm am besten funktioniert.
Noch nie war der Zugang zu einer fremden Sprache so einfach wie heute!
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Ich sage "Ja!" zu Alkohol und Hunden.