Kürzerer Versuch
Hallo neptun,
Deine lange Antwort ehrt mich und zeigt Dein echtes Interesse an einem Austausch - danke.
Ich möchte die Vorgehensweise mit den Zitaten nicht beibehalten, sonst wird das ein noch längerer Beitrag. Ich versuche deshalb, die grundlegenden Dinge unserer Meinungsverschiedenheit kurz zu skizzieren.
Dein Hauptaugenmerk liegt auf dem menschlich-emphatischen Aspekt, weshalb Du mir ja auch die Frage nach meinem 'Ernst' gestellt hast. Die 'gemeinen Mörder' sind nicht deckungsgleich mit der 'palästinensischen Bevölkerung', sie verstecken sich nur dort und benutzen sie als 'Schutzschild'. Und sie werden dort auch nicht von der Gesellschaft ausgeschlossen, sondern bejubelt und gefeiert. Wenn wir nun von einer Verfolgung der 'gemeinen Mörder' aus juristischer Sicht ausgehen (wie von @Miesepeter angedeutet), stehen wir vor dem Problem der Durchführbarkeit mit rein polizeilichen Mitteln. Andererseits ist eine Nichtverfolgung der 'gemeinen Mörder' aus rechtsstaatlichen Gründen (und aus reinem Überlebenswillen des Staates Israel) nicht möglich. Hinzu kommt rein rechtlich, daß die 'gemeinen Mörder' keine israelischen Staatsbürger sind, daraus folgt die Annahme eines Angriffs einer ausländischen 'Macht' und daraus folgt die Zuständigkeit des Militärs. Der IDF hätte wohl durchaus die Fähigkeiten, den ganzen Gazastreifen platt zu bomben, hat das aber aus Gründen nicht gemacht, hier ist der Versuch eines vorsichtigen Vorgehens durchaus vorhanden, es wird m.M.n. durchaus versucht, militärische Ziele zu treffen und zivile zu vermeiden. Daß, wie in jedem Konflikts- und Kriegsfall, Unschuldige leiden und es viele zivile Opfer gibt, ist eine Tatsache, die so hart und brutal wie alt ist. Leider. Der Vorwurf eines Völkermords erschließt sich mir dadurch aber nicht, Zivilisten werden aufgefordert, bestimmte Gegenden zu verlassen oder bestimmte Gebäude nicht zu betreten. Wie gesagt, wenn Totalvernichtung der Zivilbevölkerung gewünscht wäre, würde das Vorgehen anders aussehen.
Deine Frage, was an 'Verhältnismäßigkeit' falsch sein soll, nun, das ist leicht erklärt: wenn 'Verhältnismäßigkeit' in der Reaktion auf eine Aktion eingefordert wird, war schon die Aktion selbst unverhältnismäßig, und der Akteur hat sich in seiner eigenen 'Verhältnismäßigkeit' massiv überhoben und fürchtet eigentlich nur eine adäquate Antwort, nämlich analog seiner eigenen Taten. Eine 'Verhältnismäßigkeit' kann ja eigentlich nur da stattfinden, wo beide Seiten auf der gleichen Grundlage stehen. Nur das ermöglicht einen Prozeß des Ausgleichs, der Verhältnismäßigkeit, der Gerechtigkeit. Das ist im Prinzip das Fundament unserer Rechtsstaatlichkeit. Wenn aber einer dieses Fundament nicht anerkennt, wird's schwierig mit den ganzen Prinzipien.
Womit wir beim Punkt 'Wehren' angekommen sind. Hier hast Du mich mißverstanden, als ich schrieb, daß man nicht immer bei Adam+Eva als Konfliktursache anfangen soll. Der Punkt ist, daß sich der Staat Israel seit 1948 in einem Permanentzustand des 'Wehrens' befindet, daß dieses Gemeinwesen seit Jahrzehnten ständig der Gefahr eines Raketeneinschlags oder eines Selbstmordattentäters ausgesetzt ist. Irgendwann sollte doch auch klar sein, daß dieser Staat nicht nur ein 'Existenzrecht' hat, sondern vollumfänglich akzeptiert wird und nicht immer noch mit Auslöschung bedroht wird.
Soviel erstmal, das 'Geblubbere' nehm ich zurück und belästige Dich auch nicht mehr mit einem nahöstlichen Gruß.
Gruß
Bergamr
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Ehrlich schade für die Heimat! Endgültig verloren seit Sommer 2015 ...