Im Gesamtbild wenig relevant.
Fundament der Politik ist, um Carl Schmitt zu paraphrasieren, die Freund-Feind-Erkennung – und damit alle sich daraus ergebenden Handlungen der Kontrahenten. Die Schweiz ist somit nicht politisch. Das Land wird letztlich nicht regiert, sondern im Konkordanzprinzip verwaltet (und zwar nach wie vor vergleichsweise kompetent).
Das weltanschauliche Element ist oberflächlich vorhanden, spielt aber in der Alltagsrealität keine ausschlaggebende Rolle. Damit fehlt der Schweiz einerseits das Potential, eine Große Nation wie ihre Nachbarn Deutschland und Frankreich (und, mit deutlichen Abstrichen, auch Italien) zu sein. Im Austausch für die Dreingabe des Titanisch-Faustischen gibt es allerdings Eigensinn und Pragmatismus, was in Verbindung mit den Tugenden Intelligenz, Erfindungsreichtum, Fleiß, Disziplin und dem nötigen Quentchen Geschäftssinn für ein angenehm hohes Wohlstandsniveau sorgt.
Grundsätzliche Richtungsänderungen kommen mit mehrjährigen Verzögerungen und mehr oder minder stark gedämpft von außen herein. Die Schweiz ist Resonanzkörper, kein Tongeber bei den "großen Themen" unserer Tage. Als Rückzugsraum dennoch weiterhin äußerst empfehlenswert. Die Schicksalsschlachten werden hingegen anderswo geschlagen.
Von daher würde ich dem Wahlausgang vom Sonntag auch keine übermäßig große Bedeutung beimessen. Über eine wirkmächtige, gut vernetzte metapolitische Avantgarde, die die Gesamtstimmung im Land aktiv dauerhaft und substantiell verändern könnte, verfügt die Schweizerische Rechte ohnehin nicht (in Deutschland sind solche Formationen gerade erst zaghaft im Werden begriffen). Und nur mit Abgeordneten läßt sich ohnehin nichts beeinflussen. Da wären die "großen Verlierer" in Gestalt der Grünen dank ihrer professionell aufgezogenen Vorfeldorganisationen, ihrer übermächtigen Dominanz in den Medien und "zivilgesellschaftlichen" Lobbygruppen und Verbände trotz des Minusergebnisses nach wie vor erheblich besser aufgestellt.
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Ainsi continue la nuit dans ma tête multiple... elle est complètement dechirée... ma tête.
- Luc Ferrari