Die RAND-Corporation meint, der Ukraine-Krieg lohne sich nicht mehr.

nereus, Sonntag, 29.01.2023, 18:28 (vor 643 Tagen)7457 Views

Unter dem Titel „Einen langen Krieg vermeiden – die US-Politik und der Verlauf des Russland-Ukraine-Konflikts“ hat die Denkfabrik schon mal vorsorglich die weiße Fahne hochgezogen.
Natürlich muß das Drama des Westens maskiert werden, aber man kommt nicht umhin den Tatsachen ins Auge zu sehen.

Ein paar Auszüge:

Obwohl erfolgreiche ukrainische Gegenoffensiven in Charkiw und Cherson im Herbst 2022 den Optimismus über die Aussichten Kiews auf dem Schlachtfeld wieder aufleben lassen,
die Ankündigung des russischen Präsidenten Wladimir Putin am 21. September, vier ukrainische Provinzen teilweise zu mobilisieren und zu annektieren, war eine deutliche Erinnerung daran, dass dieser Krieg noch lange nicht zu Ende ist.

Die Kämpfe wüten noch immer an fast 1.000 km Frontlinie. Die Verhandlungen über die Beendigung des Konflikts sind seit Mai ausgesetzt. Der weitere Verlauf und der endgültige Ausgang des Krieges werden natürlich weitgehend von der Politik der Ukraine und Russlands bestimmt.
Aber Kiew und Moskau sind nicht die einzigen Hauptstädte, die ein Interesse daran haben, was passiert.
Dieser Krieg ist der bedeutendste zwischenstaatliche Konflikt seit Jahrzehnten, und seine Entwicklung wird erhebliche Folgen für die Vereinigten Staaten haben.

Es ist angebracht zu bewerten, wie sich dieser Konflikt entwickeln könnte, welche alternativen Wege für die Interessen der USA in Frage kommen und was Washington tun kann, um einen Weg zu fördern, der den Interessen der USA am besten dient.

Quelle: https://www.rand.org/pubs/perspectives/PEA2510-1.html

Der Verlauf wird vor allem von der NATO-Unterstützung geprägt – das wird natürlich verschwiegen - aber selbst diese scheint nun an ihre Grenzen zu gelangen, wenn man nicht WK III riskieren will.

Ein wichtiger Vorbehalt: Diese Perspektive konzentriert sich auf die Interessen der USA, die oft mit den ukrainischen Interessen übereinstimmen, aber nicht mit ihnen gleichzusetzen sind.
Wir erkennen an, dass die Ukrainer gekämpft haben und gestorben sind, um ihr Land vor einer unprovozierten, illegalen und moralisch verwerflichen russischen Invasion zu schützen. Ihre Städte wurden in Schutt und Asche gelegt, ihre Wirtschaft wurde dezimiert und sie wurden Opfer der Kriegsverbrechen der russischen Armee.

Dennoch ist die US-Regierung ihren Bürgern gegenüber verpflichtet, festzustellen, wie sich verschiedene Kriegsverläufe auf die Interessen der USA auswirken würden, und Möglichkeiten zur Beeinflussung des Kriegsverlaufs zur Förderung dieser Interessen zu prüfen.

Das „unprovoziert“ ist eine elendige Frechheit, aber das Imperium der Lüge muß seine Maske wahren, um dennoch langsam auf Abrüstung drängen, denn die Zeit läuft davon.

Für die US-Politiker ist es vielleicht sinnvoller, sich Gedanken darüber zu machen, welche besonderen Aspekte der künftigen Entwicklung des Konflikts die größten Auswirkungen auf die Interessen der Vereinigten Staaten haben werden.
Anstelle umfangreicher, anschaulicher Szenarien untersuchen wir fünf Schlüssel-dimensionen, die alternative Kriegsverläufe definieren:

- möglicher russischer Einsatz von Atomwaffen
- mögliche Eskalation zu einem Russland-NATO-Konflikt
- territoriale Kontrolle
- Dauer
- Form der Kriegsbeendigung.

Bei allem Geschwurbel läßt die Analyse die Katze aus dem Sack, z.B. wenn man z.B. in die Rolle Russlands schlüpft:

Erstens gibt es Anzeichen dafür, dass der Kreml diesen Krieg als nahezu existenziell ansieht. Die Ukraine ist seit langem eine eigene Kategorie in den Prioritäten der russischen Außenpolitik; schon vor dem Krieg von 2022 war Russland bereit, erhebliche Ressourcen einzusetzen und große Kompromisse einzugehen, um seine Ziele in der Ukraine zu verfolgen.
So hat Moskau beispielsweise die Annexion der Krim und die Invasion der Ostukraine 2014 teuer bezahlt.
Die westlichen Sanktionen führten dazu, dass das russische Bruttoinlandsprodukt zwischen Mitte 2014 und Mitte 2015 um durchschnittlich 2 Prozent gegenüber dem Vorquartal sank, ein Effekt, der sich mit der Fortsetzung der Sanktionen in den Folgejahren noch verstärkte.
Putins Entscheidung, im Februar 2022 eine groß angelegte Invasion zu starten, trotz eindeutiger Warnungen der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten, dass er einen viel höheren Preis als 2014 zahlen würde, zeigt, dass er bereit ist, zur Verfolgung seiner Ziele in der Ukraine sogar noch extremer vorzugehen.
Die Entscheidung, im September 2022 300.000 Russen zu mobilisieren, hat wohl eine innenpolitische Gesellschaftsordnung umgestoßen, die Putin fast 25 Jahre lang aufgebaut hat, was ebenfalls ein Zeichen für ein hohes Maß an Entschlossenheit ist.

Man könnte es auch anders formulieren.
Der Kreml hat die Nase endgültig voll von dem NATO-Gekläffe und nach fast 20 Jahren Verhandlungswillen und Kompromissbereitschaft nun endgültig die Geduld verloren.

Der Krieg war vermutlich auch beabsichtigt, aber der Raub des russischen Staatsvermögens hat eine ganz andere Lawine ins Rollen gebracht, die man offenbar im Eifer des Überlegenheitsgefühls nicht auf der Agenda hatte.
Der ungarische Börsen-Guru Zsoltan Pozsar hat mehrfach auf dieses strategische Desaster hingewiesen.

Neben der militärischen Niederlage könnte nun eine noch viel größere, ökonomische ins Haus stehen.
Ausgerechnet jetzt, wo im US-Schulden-Reaktor die Brennstäbe beginnen zu glühen.
Oder bildlicher formuliert: Der alten Schlange faulen die Giftzähne weg. [[freude]]

Nun dämmert’s langsam im Werte-Westen, aber möglicherweise ist es bereits zu spät.
Wollen wir hoffen, daß die wenigen Vernunftgesteuerten das Ruder vor dem nuklearen Abgrund noch herrum reißen können.

mfG
nereus


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